Feuerwehrtopf

Über den ‚Feuerwehr-Topf‘ können jederzeit und unbürokratisch bis zu 1.000€ für künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum beantragt werden. Diese Förderung richtet sich an Vorhaben, die einen zeitaktuellen Bezug zu Themen der Stadtentwicklung haben und kurzfristig im öffentlichen Raum von Friedrichshain-Kreuzberg umgesetzt werden. Der ‚Feuerwehr-Topf‘ soll hier die Möglichkeit bieten, spontan und unmittelbar Ereignisse der Stadtentwicklung künstlerisch zu begleiten.

10. Nov. 2019 – 1.Mai 2020

ORANIENPLATZ WAS BLEIBT


Noch bis zum 1. Mai 2020 könnt ihr die künstlerische Intervention
ORANIENPLATZ WAS BLEIBT besuchen.

Mit Fragen wie „HOW STRONG IS BORDER? , „HOW MANY IS GERMANY?“ und „HOW LEGAL IS JUSTICE“ setzt sich die Künstlerin Ute Langkafels im Rahmen des 4. Herbstsalons des Maxim Gorki Theaters auseinander. Für ein halbes Jahr ist die künstlerische Intervention auf dem Oranienplatz zu sehen und stellt Fragen zu dessen Geschichte: Hausbesetzungen, Grenzziehungen, Teilung in Ost und West, Mauerfall und Gentrifizierung – WAS BLEIBT?

Weitere Infos hier

21.12.2019 

Die Stimmen der Warschauer Straße #whoisamazon

Das Projekt WHO IS AMAZON? – Die Stimmen der Warschauer Straße will zuallererst die direkten Nachbar*innen des geplanten Amazon Towers auf dieses Vorhaben auf ungewöhnliche Art und Weise aufmerksam machen und dafür sensibilisieren, welche Folgen es für sie persönlich haben kann, wenn sich die bereits angespannte Lage im Bezirk durch die Ansiedlung großer Tech-Unternehmen noch weiter verschärft. Dafür wird am 14.12.2019 eine künstlerische Intervention an der Warschauer Straße durchgeführt, um den Raum für diesen Diskurs in der unmittelbaren Nachbarschaft des geplanten Hochhauses zu eröffnen, denn die Warschauer Straße wird für die zukünftigen Arbeiter*innen im Amazon Tower der Dreh- und Angelpunkt sein. Die diverse Gewerbestruktur, die schon jetzt unter Druck durch steigende Mietpreise steht, wird sich dann voraussichtlich stark verändern. 

Die Intervention soll auf drei verschiedenen Ebenen den Amazon Tower thematisieren und dies in den öffentlichen Raum, konkreter auf die Mittelstreifenzone der Warschauer Straße zwischen Kopernikusstraße und Revaler Straße bringen, um sich diesen künstlerisch anzueignen. Damit werden die Anwohner*innen und Passant*innen auf kreative Weise auf den Bebauungsplan aufmerksam gemacht und damit konfrontiert, welche Auswirkungen dieser auf die direkte Nachbarschaft und damit sie selbst, haben wird. Außerdem sollen die Wahrnehmungen und Gedanken der Kiezbewohner*innen zu diesem Thema sichtbar gemacht werden.

Winter 2018 / 2019

Schlüssel zur Stadt – Part I + Part II

Wer hat Zugang zum öffentlichen Raum? Wer kann ihn überhaupt nutzen und mitgestalten? Diese Fragen führen in Berlin zu immer mehr Konflikten. Exemplarisch sollte an zwei stadtpolitisch aktuellen Beispielen aufgezeigt werden, dass versperrte Zugänge zum öffentlichen Raum überwunden werden können – und sollen.

Kältehilfe für Obdachlose: Bisher fanden Obdachlose Menschen in Berlin in den kalten Wintermonaten Unterschlupf in U-Bahnhöfen. Ursprünglich wollte die BVG im Winter 2018/19 zum ersten Mal nach Betriebsschluss alle Wartehallen versperren, was jedoch zu Protesten führte. Daraufhin wurden zwei der 173 Bahnhöfe nach internem Streit zwischen Senat und BVG wieder zugänglich für Obdachlose. Offenbar waren beide Seiten nicht in der Lage sich auf ein Konzept zu einigen, das Menschen vor dem drohenden Kältetod bewahrt. Mit dem passenden Standardschlüssel können die Gitter zu den Wartehallen jedoch unkompliziert geöffnet werden. Pakete mit Warnwesten, Decken, und einer kleinen Anleitung wurden an Obdachlose ausgegeben, die von den U-Bahnhöfen als Notunterkunft Gebrauch machen konnten. Damit wurde zum einen dargestellt, dass der Bedarf an Unterkünften keines Falls gedeckt ist. Zum anderen wurden Betroffene in die Lage versetzt sich selbst zu helfen und ihr Recht auf Stadt nicht nur einzufordern, sondern praktisch umzusetzen.

Zum Video

Schlüssel zur Stadt – Part II

Die Initiative Berlin Werbefrei hat in diesem Jahr die erste Etappe zum Volksentscheid für eine deutliche Reduzierung von kommerzieller Außenwerbung genommen. Über 32.000 gültige Unterschriften wurden im Sommer beim Senat eingereicht, um zu erreichen, dass der öffentliche Raum keiner Dauerwerbesendung mehr gleicht. Mit der geplanten Aktion wurde ebenfalls der passende Standardschlüssel für die Werbevitrinen (an Bushaltstellen etc.) bereitgestellt. Statt der gewöhnlichen Werbeplakate, erwarteten die Fahrgäste Plakate mit einer Anleitung zum öffnen der Werbevitrine. Ein Paket mit Schlüssel, Warnweste und Handreichung lag anbei. Die Resonanz bei Berlin Werbefrei verdeutlichte, den Wunsch nach weniger Kommerz im urbanen Raum und nach mehr Mitbestimmung. Die vielen tausend Werbeanlagen in Berlin bieten jedoch bisher keinen Raum zur aktiven Mitgestaltung. Durch die Schlüssel wird den Menschen nun die Rolle der Passivität genommen und eine selbst-ermächtigte Handlungsoption aufgezeigt.

Zum Video

Mit beiden Interventionen sollte gezeigt werden, dass das Recht öffentliche Räume zu Nutzen nicht nur eingefordert wird, sondern auch vollzogen werden kann. Die praktischen Handlungsoptionen sollten für die Involvierten neue „mögliche Welten“ schaffen. Außerdem sollte der Druck auf Entscheidungsträger*innen wachsen, öffentliche Räume wieder für Menschen verfügbar zu machen, statt sie dem Diktat der Betriebswirtschaft unterzuordnen. Bestehende Kontakte zu Medien machten eine Verbreitung der Intervention und stadtpolitische Debatte wahrscheinlich.

2018

Sueno de la Casa – Traum von einem Haus (Habitat Happy Exhibition)

Die Künstlerin Amauta García Vázquez vermittelt mit ihrer Skulptur die Problematik von steigenden Mieten und Verdrängungsprozessen, Privatisierung von Wohnraum und der damit einhergehenden Einschränkung der Teilhabe am öffentlichen Raum eindringlich und unmittelbar. In einem ersten Schritt recherchierte sie in Immobilienkatalogen nach Kaufpreisen für Eigentumswohnungen. Hierbei lag ihr Fokus auf Stadtbezirken die von Gentrifizierung und Wohnraummangel besonders betroffen sind. Orte an denen anstatt neuen, kostengünstigen (Miet-) Wohnungen, Wohnungen gebaut werden, deren Quadratmeterpreis für Menschen mit durchschnittlichen Einkommen unbezahlbar sind. Gleichzeitig thematisiert sie Stadtteilentwicklungen und politische Entscheidungen in denen der öffentliche Raum zunehmend zugunsten von Investoreninteressen eingeschränkt wird.

Für die Entwicklung ihrer Skulptur fragte die Künstlerin verschiedene Banken an, welchen Kredit diese ihr maximal gewähren würden. Diese Summe X die ihr somit für den Kauf von Wohnraum zur Verfügung gestanden hätte, rechnete sie in Wandfläche, gemessen an den Preisen der zuvor recherchierten Immobilienangebote um. Nun transferierte sie diese Werte in eine öffentliche Kunstintervention (Skulptur). Die ermittelte Wandfläche wird in Anlehnung an die Darstellungen der Luxus-Apartments, die sie in den Immobilienkatalogen recherchierte in eine, die Architektur der Wohnung, genauer gesagt der Wandfläche, die sie theoretisch kaufen könnte, 1:1 darstellende Skulptur überführt.

Diese wurde im öffentlichen Raum vis-à-vis mit dem Living Levels Tower platziert. Für die in Berlin geplante Intervention wurde in Zusammenarbeit mit der Künstlerin, dem gemeinnützigen Schwarzenberg e.V. (der Gastorganisation und Spielstätte der begleitenden Ausstellung Habitat Happy) und dem Kooperationspartner Stadtteilausschuss Kreuzberg der Living Levels Tower identifiziert, da hier in besonderer Art und Weise der Schutz historischen Erbes zu Gunsten eines Investorenprojekts übergangen wurde. Gleichzeitig wurde durch die Installation auch auf die Größenverhältnisse hingewiesen – der Living Levels Tower der seit seinem Bau in seiner Dominanz die East Side Gallery überragt.

Hier gehts zum Archiv-Link der Austellung „Habitat Happy – 300m2, cozy, short-term“ in der Neurotitan-Gallery.

2018

Grand Opening: ist das Kiez oder kann das weg?

Grand Opening beschäftigte sich mit dem beschleunigten Wandel durch Gentrifizierung in Berlin am Beispiel des Südkiezes in Friedrichshain. Um diesen Wandel zu visualisieren und spürbar zu machen, wurden die Namen sämtlicher Ladengeschäfte recherchiert, die den Kiez in den vergangenen Jahren mit geprägt haben, nun aber nicht mehr existieren. Sei es, weil die Mieten gestiegen sind, oder auch, weil gewisse Geschäftsmodelle sich schlicht nicht durchsetzen konnten. Ziel der Recherche, die  hauptsächlich durch Befragungen von Anwohnern, Ladenbesitzern und auf der Rating Plattform Yelp.com durchgeführt wurden, war neben der Erstellung einer Liste von Läden auch das Ermitteln einer Stimmung im Kiez. Diese wurde in Form von Sprüchen und Zitaten festgehalten und auf verschiedenen Medien wiedergegeben. Gleichzeitig wurde durch die lose Erfassung der verschwundenen Läden, Bars und Diskotheken, eine Art geschichtlicher Überblick geschaffen, der bei vielen AnwohnerInnen eine emotionale Reaktionen hervorgerufen hat. Auf die Frage: „Was war da früher nochmal für ein Laden drin?“ werden in der direkten Auseinandersetzung mit der Thematik, persönliche Erinnerungen verknüpft. Die plötzlichen Schließungen und spontanen Neu-Eröffnungen erfordern eine Neuorientierung im Sozialraum. Eine Herausforderung, die AnwohnerInnen schnell mal den Überblick verlieren lässt.

Zum Grand Opening präsentierten die Projektdurchführenden in  Kooperation mit dem Vetomat mehrere typographische Siebdrucke, inszenierten eine Ladeneröffnung und entfachten eine Diskussion darüber, ob und wie wir Kiez gestalten können. Der Ort Vetomat stand dabei exemplarisch für einen Off-Kulturort, der ebenso bedroht, wie exotisch, inmitten der touristisch erschlossenen Wühlischstraße nach Wegen sucht, sich als Standort zu erhalten. Ferner möchte sich der Vetomat als Anlaufstelle zur Kommunikation zu diesem Thema zur Verfügung stellen. Als „Urban Artists“ mit Sinn für Aussenwirkung, wurde die Bewerbung der Ausstellung durch Plakatierungen im Kiez selbst zur öffentlichen Installation. So wurden alle interessierten Ladengeschäfte mit den „Werbemitteln“ ausgestattet und somit Teil der Kunstaktion.